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Markus Wettstein

Markus Wettstein, 1963 bei Zürich geboren, studierte Chorleitung und Komposition an den Musikhochschulen Luzern und Basel. Seine frühe Arbeit zeigt – mit Performances und Installationen in leerstehenden Industriegebäuden – einen ausgeprägten Hang zum Interdisziplinären. 1997 kam er durch ein Arbeitsstipendium nach Berlin, wo er sich als Mitglied mehrerer Ensembles mit frei improvisierter Musik beschäftigte. Zu Forschungszwecken transkribierte er mehrfach Tonaufnahmen seiner Gruppen, was seinen kompositorischen Umgang mit klangfarblichen Nuancen wesentlich beeinflusste. Zur selben Zeit begann eine intensive Auseinandersetzung mit Fundgegenständen als Klangerzeuger: gekrümmte Metallteile vom Schrottplatz, später auch Kinderinstrumente, Pflanzen, mit Wasser gefüllte Behältnisse, Weißblechdosen, Trockenbauprofile. Es bildete sich eine ungleichstufige Mikrotonalität heraus, in der die Zufallstonhöhen der Fundgegenstände zunehmend mit reinen Intervallen und quasi diatonischen Fragmenten konfrontiert werden. Klare, eindeutig fassbare Strukturen treffen auf komplexes Material, das sich schwer einordnen und nur teilweise kontrollieren lässt, indem beispielsweise die Tonhöhe dem Zufall überlassen bleibt, die Dynamik, die Klangfarbe und der Rauschanteil jedoch stufenlos und sehr präzise moduliert werden kann. Seit 2018 entstanden mit …wie im traum für großes Ensemble, übungen 01-06 für sechsstimmiges Instrumentalconsort und klaxonnerie 2 für zwölf computergesteuerte Autohupen mehrere konzeptuelle Arbeiten von langer Aufführungsdauer.

Wie wach ich dabei werde, wie sehr sie meine Sinne schärft und berührt, ist für mich beim Hören von Musik vielleicht die zentrale Frage. Hier unterscheidet sich das Hören fundamental vom Lesen der Partitur. Hören kann ich im Grunde nur, wenn ich nicht weiß – oder zumindest nicht sehe – was als Nächstes kommt. Es hat etwas mit Überraschung und mit Frische zu tun. Eine Einschränkung auf wenige musikalische Gestalten / Elemente / Objekte lässt beim Komponieren und beim Hören vielleicht die meisten Konstellationen und Bezüge zu. Der Raum zwischen ihnen ist ebenso wichtig, wie die Objekte selbst. Die Dichte der Ereignisse und die Erlebnisdichte sind nicht kongruent – in vielen Fällen sogar gegenläufig.

Was beim Hören derselben in meinem Inneren passiert, ist beim Schreiben von Musik immer maßgebend. Ich gehe von meinem eigenen Erleben aus, im Wissen, dass wir alle dieselbe Situation ganz unterschiedlich wahrnehmen werden.