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Lothar Voigtländer

Foto: Christoph Obst

Lothar Voigtländer (1943) musikalische Ausbildung im Dresdner Kreuzchor; Studium HfM in Leipzig, Dirigieren (Rolf Reuter) – Komposition (Fritz Geißler). Dirigent am Theater, Meisterschüler an der ADK BLN – lebt seit 1973 freischaffend als Komponist in Berlin. Gründete (gem. mit G. Katzer) die »Gesellschaft für elektroakustische Musik« und erhielt 1992 eine Gastprofessur an der Universität Paris VIII.
1992 Gründung des Festivals »Lange Nacht der elektronischen Klänge« – seit 2001 Lehrauftrag, 2003 Professur an der Musikhochschule Dresden (Meisterklasse Komposition). Ab 1990 Vorsitzender beider Berliner Komponistenverbände – Vereinigung im DKV. Ab 2006 – 2016 Mitglied des Aufsichtsrates der GEMA – 2012/13 auch Präsident des Deutschen Komponistenverbandes.

Hier einige persönliche Maximen, um auf den rechten Kompositionsweg zu finden :

Sturm und Drang sollte man niemals verlieren: Emotionen sind eine wesentliche Triebfeder produktiven Schaffens, soll das Ergebnis nicht am Ende dem Konstrukt allein zu stark verhaftet bleiben. Das zu oft gesagte gilt es sich bestenfalls hinter die Ohren zu schmieren, denn als Regel kann gelten: zitieren ja, aber niemals nachmachen und wenn, dann frech modifiziert – auf dass man schalkhaft die Quelle ahnt … Denn Humor ist ein selten wertvoll Ding und steht den Künsten gut zu Gesicht. Auf diesem Wege sollte auch die beständige Ungeduld mit sich selbst nützlich sein und gepflegt werden – dies hilft eigene Über-Wertschätzungen in Zaum zu halten.
Alten, erprobten Systemen sollte man ein gesundes Misstrauen gegenüberstellen, denn öfter dürfte es erfolgreicher sein, der eigenen Neugier nachzugeben.
Das Singen, Klopfen und Scharren bringt oft schöne, merkwürdige Konstrukte zustande, wie überhaupt das innere »Singen« lebenslang andauern möge …

Denn fixe Systeme haben die Tücke, langweilig zu werden. Es gilt, ständig Architektur und Raum für sich neu zu entdecken, denn Zeit und Raum müssen beständig neu definiert werden. In allen Schwesterkünsten sind bereits viele Klänge, Farben und Wahrheiten erprobt, die für die Musik neu definiert und ausgedeutet werden können. Wie überhaupt die Freiheit der »Gestaltung ad hoc« den kompositorischen Prinzipien sehr oft ungeahnte neue Facetten an die Seite zu stellen in der Lage ist … In meiner Schatzkiste liegen dicht beeinander: Musik in Gestaltung von Raum und Zeit zu begreifen, die Unendlichkeit elektronischer, geräuschhafter, auch trivialer Alltagsprozeduren einzubeziehen, denn Musik sollte nie starr sein – sie muss im besten Sinne szenisch neu gedacht, spontan erfunden und – vor unseren Augen – vor allem physisch – »gearbeitet« werden, uns lyrisch, poetisch beim Schopfe packen. Ganz, wie der französische Dichter Guillevic in aller Kürze formuliert:

Nichts besitzt man niemals, außer ein wenig Zeit