Ulrich Pogoda
Ulrich Pogoda ist Sorbischer Komponist und wurde 1954 in Wittichenau geboren. Erste musikalische Stationen waren der Kapellknabenchor Dresden und die Musikschule Hoyerswerda. Es folgten 5 Jahre Sportschule und ein Bauingenieursstudium, bevor er sich konsequent seiner musikalischen Laufbahn zuwandte.
1979 nahm er ein Fernstudium an der Musikhochschule in Weimar auf.
Von 1981 – 1985 wirkte er als Musiker und Gesangspädagoge freischaffend und erhielt erste Kompositions- aufträge.
Von 1985–2019 war er als Redakteur und Produzent für sorbische Musik beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Cottbuser Studio hauptberuflich tätig.
Seit Anfang der 1990iger Jahre machte er als Komponist zunehmend mit Kompositionen für Kammermusik, Orchester, Bühnenmusik, musikdramatischen Werken, konzertanten Liedkompositionen und Orgelwerken auf sich aufmerksam.
Es folgten Auftragswerke u.a. für das Staatstheater Cottbus, die Neue Lausitzer Philharmonie, das Sorbisches Nationalensemble sowie zahlreiche CD-Veröffentlichungen, u.a. ein Porträt »sinfonische Werke« mit dem Radio- Sinfonieorchester des MDR.
Außerdem ist er Initiator sorbischer CD-Editionen, von Kompositionswettbewerben und Konzertreihen des rbb. 1999 war er Ehrengast in der Villa Massimo Rom und 2007 Stipendiat im Schloss Wiepersdorf.
Mein Weg als Komponist der sogenannten ernsten Musik steht im Zusammenhang mit meiner sorbischen Herkunft. Vieles aus meinem Werksverzeichnis ist von der sorbischen Sprache, vom Charakter sorbischer Volksliedüberlieferungen und von der sorbischen Literatur beeinflusst worden, aber auch von Persönlichkeiten des Widerstandes im Nationalsozialismus.
So seien als Beispiele die Liederzyklen »Poetische Bilder« und »Verwandelte Rosen« nach Gedichten von Mina Witkojc und Jakub Bart-Cisinski, der Klavierzyklus »Monate« nach sorbischen Monatsnamen, Segmente für Sprecher und Orchester nach Bruchstücken aus dem Roman »Bild des Vaters« von Jurij Brezan, das sinfonische Poem «Maria Grollmuss« oder das musikalische Drama »Auf Händen gehen« zum 100. Geburtstag des mutigen sorbischen Priesters Alois Andritzki, der 1943 im KZ Dachau ermordet wurde.
Ein umfänglicher Zugang zu dieser Materie wurde mir vor allem durch meine berufliche Tätigkeit als Redakteur und Produzent für sorbische Musik im Rundfunk zuteil.
Aus meinen sorbischen Wurzeln heraus habe ich versucht, mehr und mehr einen eigenen persönlichen Stil und einen zeitgemäßen musikalischen Ausdruck zu finden. Eine wichtige Plattform für mich ist das Festival »Intersonanzen« des BVNM geworden, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Seit einigen Jahrzehnten entwickle ich meine Kompositionen auf Basis eines modifizierten modalen Tonsystems und entdecke immer wieder neue Ansätze für musikalische Ausdrucksformen. Auf der Suche nach literarischen Vorlagen bin ich auf die Berliner Lyrikerin Gertrud Kolmar (1894 – 1943) gestoßen, deren faszinierende Gedichte mich noch weiter beschäftigen werden. Jüngstes Beispiel dieser Beschätigung: »Der Brief« für Sopran, Tenor und Klavier, vierhändig.