Albert Breier
Geboren 1961 in Paderborn. Früh Klavierunterricht und erste Kompositionsversuche. 1979 – 1987 Studienjahre in Köln, Hamburg, Lübeck und Wien: Komposition, Klavier, Philosophie, Musikwissenschaft. 1984 Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen, dort prägender Eindruck der Musik Morton Feldmans. 1993 Umzug nach Berlin, Auftritte als Pianist, CD-Veröffentlichungen. Umfassendes Studium der klassischen chinesischen Landschaftsmalerei, vor allem ihrer Zeitstruktur. Damit zusammenhängend weiterreichende kulturtheoretische Überlegungen. Fortsetzung des bereits in Köln begonnenen Studiums der Vokalpolyphonie des 15. Jahrhunderts, vor allem der Musik Johannes Ockeghems. Beschäftigung mit den Musiktraditionen Russlands und Georgiens. Entstehung zahlreicher Kammermusikwerke. Seit 1998 Entwicklung und praktische Erprobung einer neuen Notationsweise. 2001 Umzug nach Potsdam.
2002 erscheint das Buch Die Zeit des Sehens und der Raum des Hörens. Ein Versuch über chinesische Malerei und europäische Musik. Tätigkeit als Essayist und Rezensent; Vorträge. Vokalmusik, vor allem für Chor a cappella, Orchesterwerke. 2013 Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in der Casa Baldi. 2014 Umzug nach Dresden. Publikation zweier Bücher: Zahl und Moral. Ein Entwurf (Passagen Verlag, Wien) und Walter Zimmermann. Nomade in den Zeiten (Wolke Verlag, Hofheim). Arbeit an einem weiteren Buchprojekt über die deutsche Dichtung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit 2019 wieder in Berlin.
Immer noch schwebt das Tun des Komponisten zwischen Augenblick und Ewigkeit. Die Zeit läuft ihm davon, und er der Zeit, aber für kurze Momente können sie sich treffen. Was ist neu? Das, was neu sein wird auch noch in der Zukunft, und stünde es auf alten Notenblättern. Was ich denke, kann auch von Anderen gedacht werden; was mir klingt, wird Klang für alle Hörer.
Ich schreibe: für Stimmen, immer. Die Musik wird das Gesungene bleiben, auch mit Instrumenten. Auch Sprache kann Melodie werden. Der Klang ist freundlich; er ist nicht das Universum. Geschriebenes schafft Dauer, und Schönheit – keine flüchtige, einmal nicht. Trotzdem der Schmerz über das Vergehen und Verwehen, das Behal- tenwollen. Wie lange noch?
Duos, Trios, Quartette – für fragende und antwortende Stimmen, für einsame, gemeinsame, verschlungene. Und das Orchester als Chor – und als Landschaft, mit Bergen, Tälern, Flüssen, Wegen, Brücken. Hier und da eine Solostimme, die etwas weiß. Gehört wird es oder nicht. Die Einheit wird nicht geschaffen, es gibt sie. Lauschen ist gut, und Deuten, aber besser ist die Klarheit.